Sonntag, 18. November 2012

Dürre, Strukturwandel, Graincorp und der Rotary Club

In einem Land wie Australien ist das Risko einer Flut oder einer Dürre relativ hoch, in vielen Gegenden sind diese Naturgewalten sogar normal. Im östlichen Teil Australiens, in dem ich mich gerade befinde, sind die meisten Farmen Gemischtbetriebe aus extensivem Ackerbau und extensiver Schaf- oder Rinderhaltung. Viele Betriebe haben keinen festgelegten Terminplan, sonder machen alles von den Zeitpunkten und der Menge an Regen abhängig. Auf der Farm, auf der ich mich derzeitig befinde, wird nach der Ernte erstmal bis zum nächsten Regen gewartet damit die alte Frucht und das Unkraut auflaufen kann. Das Feld wird anschließend mit einem Glyphosat abgespritzt. In Abhängigkeit von der Regenmenge wird dann entschieden ob und was angebaut wird. Da sich in trockenen Jahren das drillen nicht lohnt wird es auch mal liegen gelassen. Hier in Milengar warten sie in der Regel bis April um Raps zu säen (sie haben Weizen, Sorghum und Raps in der Fruchtfolge)

Zur tierfütterung haben sie extensive Gras/Busch-Landschaften sowie angebaute mehrjährige Futtergehölze wie Luceana und Salt Busch. Luceana ist ein Busch, der vorwiegend für Rinder verwendet wird, da dieser recht schnell wächst. Dieser wird in Reihen mit einem Abstand wie eine Apfelplantage gepflanzt und einmal im Jahr in der Höhe auf ca 1,5m gestutzt. Die Tiere fressen lediglich die saftigen Blätter ab, die bei jedem bisschen Regen nachwachsen. Ziemlich ähnlich ist auch der aus Süd Afrika stammende Salt Busch, der nur etwa 1-1,5 m hoch wird und deshalb ideal für Schafe ist - by the way, seine Blätter schmecken wirklich salzig. Diese beiden Buscharten sind extrem robust und sind während einer Dürre manchmal der einzige eigene Futterlieferant.

Wo wird gerade bei eigener Produktion sind... Es gibt für Farmer einen Hilfs-Fond, so werden in Dürrejahren 30% der Transportkosten für Futterlieferungen zurückerstattet.
Doch diese Marktverzerrungsmaßnahmen will bzw. muss die Regierung im Zuge der WTO Verordnungen, mit dem Ziel der internationalen Wettbewerbs Gleichstellung, ändern. Das bedeutet ebenso die Privatisierung, der sich derzeit zu 100% in staatlicher Hand befindlichen Graincorp. 

Ich konnte gestern mit Therese, der Frau vom derzeitigen Auftraggeber, dem Manager (Grayham) einer 12500 acre Farm mit ca. 6500 acre Feldfrüchten sprechen. Sie ist die Cheffin einer Graincorp Annahmestelle mit knapp einer halben Million Tonnen Lagerkapazität - so genau wollte sie sich da nicht festlegen. Zu Graincorp gehörte nahezu die gesamte Annahme- und Transport Infrastruktur für alle Feldfrüchte. So ziemlich jeder Farmer ist also mehr oder weniger gezwungen seine Ware früher oder später zu einer Graincorp Verladestation zu bringen und es zumindest dort zu lagern. Die Kosten sind 5$ je Tonne für die Ein- und Auslagerung sowie weitere 3$ je Tonne für jeden Monat Lagerung ab dem Folgemonat der Lieferung. Warum gezwungen ? Weil der normale Transportweg bis zur nächsten Graincorp Annahmestelle meisten schon zwischen 50 und 150 km ist und sie meist die Einzigen mit Eisenbahnanbindung sind. Neben den Verkaufsoption an Graincorp stehen natürlich genau so viele Händler wie in Deutschland zur Verfügung, doch abholen müssen es die Meisten aus einem Graincorp Lager. Und genau das liegt das Problem: Bei der Annahme von z.B. Weizen wird nur das Gewicht, Gesamtbesatz, Protein und das Hektolitergewicht bestimmt und mehr oder weniger sinnvoll zusammengeschüttet. Man bekommt also seine Ware so gut wie nie zurück und wenn der Händler eine bestimmte Fallzahl und/oder einen bestimmten Sedi-wert haben will übernimmt keiner eine Garantie bzw. die Verantwortung dafür, wenn er es nicht bekommt - lustig oder ?? Deshalb kippen die auch alles zu je 40.000 t auf einen Haufen und brauchen kaum Silos.  

Die Besitzer der Farm sind übrigens Millionäre in Rente, die vor der Ernte auf einer sechs monatigen, freiwilligen, christlichen Hilfsmission auf einem Schiff in Sierra Leone waren. Während der Ernte helfen sie hier ein bisschen mit und kontrollieren den Ablauf, bevor sie zu einer weiteren Hilfmission auf einem Schiff nach Ghana aufbrechen.

Strukturwandel - die Dürre trifft vor allem die kleinen Farmer hart, die kein anderes Einkommen haben oder nicht groß genug sind. So sind laut einem Zeitungsartikel, den ich letztens lesen konnte, ca. 30 % aller Farmen im Nebenerwerb, 40% sind Großbetriebe mit >150.000$ Brutto-Jahreseinkommen, die eine Dürre überleben können und 30% sind Farmen, die <100.000$ Brutto-Jahreseinkommen haben und entweder wachsen oder weichen müssen. Doch gerade diese versuchen die Verbände zu halten, da ohne sie die ländliche Struktur zusammenbricht. Sie gehören in die ländliche Gemeinschaft und von  deren Einkommen hängen viele vor- und nachgelagerte Unternehmen und Arbeitsplätze ab. Diese werden jedoch im Zuge der Umstrukturierung mit freier Marktwirtschaft nach WTO-Richtlinen früher oder später Wegbrechen.

Edit: Der Rotary Club hat übrigens einen eigenen LKW, der neben der Annahme des GrainCorp Elevators steht - wofür ? Nun, wenn ein LKW überladen ist, dann darf er nicht über die Waage und in der Regel fährt er für 2-3 Tonnen auch nicht wieder zum Farmer zurück.  Die Folge ist, dass die meisten Trucker sich ihrer Ware einfach am Wegrand entledigen .... Man sieht dies ständig.
Bei diesem Elevator steht jedoch der Rotary Truck zur Verfügung. Der Vorteil ist, dass er direkt neben der Annahme steht und so die Truckies nicht weit fahren müssen. Die Leute von Rotary fahren den LKW dann jedes Mal, wenn er voll ist, über die Waage und nutzen das Geld für einen guten Zweck. Das find ich doch mal Klasse.




Mittwoch, 14. November 2012

Dienstag, 13. November 2012

Drescherboom, seine Auswirkungen und Hintergründe


Gestern sind wir weitere 100km nach Süden nach Coonamble gereist, da in Walgett derzeit nach offiziellen Angaben 200 Drescher von Lohnunternehmern auf Arbeit warten und somit die Chancen auf einen gut bezahlten Job gering sind.

Doch erstmal an die Tankstelle - bei 995$ kriegt man keinen Sprit mehr :)


Viele Lohnunternehmer sind in Verbänden und Vermittlungsorganisationen wie der AGHA (Australian Grain Harvest Association) organisiert, über die sie immer Live über Jobangebote informiert werden. Im Vergleich zu vergangenen Jahren sind in diesem Jahr die Kulturen hier unten etwas schwächer als üblich, da es kalt war und nicht viel geregnet hat. Hinzu kommt, dass im letzten Jahr viele Farmer sich eigene gebrauchte Drescher gekauft haben, da die Lohnunternehmer sie während der Flut im Stich gelassen haben. Im genaueren sah das so aus, dass durch die große Flut 2011 die Erträge in ganz Central Queensland und New South Wales dermaßen hoch waren, dass die Ernte nur langsam voran ging. Weiterhin waren viele Böden noch sehr nass waren und sich somit viele Drescher öfters mal Festgefahren haben - das verlangsamt die Sache weiterhin.(John erzählte uns, dass letztes Jahr 2 Drescher zusammen im Schnitt 70 ha am Tag gemacht haben) So standen die Bauern hier alleine da und konnten ihre Ernte nur noch verfüttern oder teilweise gar nicht ernten, da sie zusammengebrochen ist.

Nun haben sich die Farmer vor Frust eigene Drescher gekauft und es droht derzeit auch kein Unwetter, welches die Qualität der Kulturen bedrohen könnte. Die Folge ist, dass sich die Lohnunternehmer hier stapeln und auf Jobs warten. Da unser Campingplatz direkt an der Straße liegt, konnten wir gut beobachten wie viele es wirklich sind. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass rund jede Stunde eine Kolonne an uns vorbei gezogen ist. Somit ist es hier also auch nicht viel besser - neben uns campen übrigens 2 weitere Lohnunternehmer. 

Am Abend kam einer der Lohnunternehmer (Pete) zu uns und wir tranken das ein oder andere Bier zusammen. Pete hat 2 Drescher (STS9770 BJ2011; STS9670 ohne Häcksler BJ2010) und ist ein Abenteurer. Er hat keine Farm und keinen richtigen Wohnort. Er fährt während der Saison mit seinen Dreschern rum und außerhalb der Saison ist er Cottonpflückerfahrer. John und er haben sich, zu unseren Gunsten, sehr Detailreich über Zahlen und Fakten unterhalten, die ich im Folgenden mal zusammengefasst habe. 

Die normalen Preise für den Drusch liegen ohne Sprit (dir wird in der Regel vom Farmer gestellt) beim Weizen zwischen 42-46$ (bis 2,5 t/ha Ertrag - Aufschlag bei höheren Erträgen) und 58$ bei Chickpeas (bis 1,5 t/ha Ertrag Aufschlag bei höheren Erträgen).  Manche Dreschen auch umsonst, wenn sie das Stroh dafür bekommen. Dies erfolgt in der Regel mit Strippern. Doch da die Größe und die Kosten der Maschinen über die Jahre extrem zugenommen hat, sind nicht nur die Lohnunternehmer mit größeren Kapazitäten auf dem Markt vorhanden, sondern auch Farmer die ihre Drescher zu Hause nicht mehr auslasten können und den ein oder anderen Job vor und nach ihrer eigenen Saison mitnehmen. Die Folge ist, dass die Lohnunternehmer vorwiegend schneller fahren und länger fahren. 

John hat uns eine eMail gezeigt, in der die Rede von eine Lohnunternehmer war, der in 4 Tagen mit 3 John Deere Dreschern 7000 acre (und kein schlechter Ertrag), das sind 2834 ha und 236 ha pro Drescher und Tag, gedroschen hat. Die John Deere sind bis 18 km/h gefahren. Das Problem war nur, dass sie in innerhalb von 3 Tagen 2 große MacDon Schneidwerke kaputt gefahren haben. In dieser Region hier  stehen relativ viele Bäume in den Feldern, um den Tieren Schatten zu spenden, wenn sie eine Futterpflanze angebaut haben oder den Aufwuchs wegfressen lassen - was hier üblich ist. Die Schneidwerke sind beide Nachts im dichten Staub an Bäumen hängengeblieben - mal sehen ob ich die Bilder bekomme. (Es gibt übrigens ein Youtube Video eines Claas mit 61 Fuß Schneidwerk: http://youtube.com/watch?V=7eKXrc0MGns )

Des Weiteren versuchen viele es mit Preisdumping und so gehen manche Lohnunternehmer bis zu 36$ pro ha im Weizen runter, nur um ihre Kosten decken zu können - damit wird aber nichts mehr verdient. (John nimmt solche Jobs nicht an, da seine Header nicht auf Kredit  oder leasing laufen) An dieser Stelle muss man dazu sagen, dass viele Drescher, auch neue, hier ohne Häcksler fahren. Diese haben nur 2 aktive Radialverteiler hinter den Sieben und wenn sie einen Häcksler haben, diese mit gepanzerten, nennen wir sie mal Eisenblöcke statt Messer, ausgestattet sind und sie so etwas wie Gegenschneiden noch nie gehört haben. Doch Pete sagte, dass das nicht viele Farmer stört .... 

Ein anderes Problem sind die Löhne, die durch die Minen hier extrem gestiegen sind. Selbst John Deere laufen der Reihe nach die gut ausgebildeten Mechaniker weg, da sie die hohen Minenlöhne von DURCHSCHNITTLICH 140.000$ Jahresgehalt (48% ist Spitzensteuersatz bei über 100.000$ Jahresgehalt; Mehrwertsteuer derzeit 10%) nicht zahlen können. Deshalb hatten wir wahrscheinlich auch so eine Blindschleiche an unserem Drescher, die übrigens der 2. Manager sein soll. Wie schon einmal in einem anderen Blogeintrag erwähnt, verdient schon ein Straßenarbeiter 36$ pro Stunde. Somit sind die Lohnunternehmer auf Rentner, Nebenjobler und natürlich auf uns, die Work and Holiday Jungs aus Übersee, angewiesen. Dabei können wir uns mit unserem Lohn nicht beschweren, ich hatte Kontakt mit einer anderen Farm, die auch in der TopAgrar Werbung gemacht hat und nur 16$ Basis geboten hat, ohne Ausgleich bei Regentagen. 

Des Weiteren fangen die größeren Farmer an sich mehrere Drescher auf einmal zu bestellen. Alle Lohnunternehmer fahren dann, in der Erwartung einen guten Job bekommen zu haben, hin und sehen, dass noch 5 andere da sind. Wir hörten von einem Farmer der sich 25 Lohnunternehmer auf einmal zu holte und nicht für jeden ein eigenes Feld hat! Die Folge ist, dass alle fahren wie die Sau und es im Nachhinein bei der Abrechnung immer Ärger gibt. So sagt der Farmer dann z.B. ich habe hier 10.000 ha und zahle exakt 600.000$, macht euch aus, wer wie viel gedroschen hat. Mit den GPS Daten kann man auch nicht viel anfangen, da 30% gar keines haben, 69% nur SF1 haben und 100% die Kiste nicht auf die exakte Breite der Schneidwerke einstellen. Mal abgesehen von der Tatsache, dass man mit 40 km/h und heruntergelassenem Schneidwerk auch mal über den Block eines anderen fahren kann. John nimmt auch solche Jobs nur sehr ungern an, kommt aber nicht immer drum herum.

Apropos Abrechnung, ich war sehr erstaunt, wie das System hier funktioniert. Es werden hier nur sehr selten, oder besser gesagt nie, schriftliche Verträge geschlossen. Ein Wort ist ein Wort, und so verlassen sich die Lohnunternehmer wie John auch auf die Aussagen der Farmer über die Hektaranzahl. Ich erzählte John, dass es ein leichtes ist mit einem JD Autotrac System ein Feld zu vermessen, doch er wollte davon nichts hören. Er erzählte mir er hätte ein Handheld Gerät mit dem er im Auto nur um den Schlag fahren müsste, aber er macht so etwas nicht. An dieser Stelle ist zu sagen, dass die Zahlungsmoral hier auch nicht so besonders ist, so sind schon etliche Lohnunternehmer pleite gegangen, nur weil sie kein Geld bekamen. 

Bei der ganzen Rechnung darf man natürlich auch die Nebenkosten nicht außer Acht lassen. So sind die meisten Lohnunternehmer mit Wohnwagen auf Campingplätzen untergebracht, müssten ständig eine riesige Auswahl an Ersatzteilen und Werkzeugen in ihrer Werkstattpickups transportieren. Jeder Drescher über 3,7m braucht ein Begleitfahrzeug, welches voraus fährt und keinen Anhänger haben darf (also kein Wohnwagen hinter hängen). (Pete‘s 9770STS hat übrigens 600er Reifen drauf mit denen er darunter ist - schon putzig) Hinzu kommt, dass viele noch einen Anhänger mit einem großen Kompressor haben. Außerdem sind die Anschaffungskosten hier um einiges höher, vor allem für Gebrauchtmaschinen, da diese normalerweise bis zum total zerfall gefahren werden. Üblicherweise werden die Schneidwerke auch bis zu 10 Jahre alt. John‘s zwei 42 Fuss Honeybee‘s sind 8 und 9 Jahre alt und haben an der Rückwand Rostlöcher, dass man die halbe Hand durchstecken kann, doch diese werden zugeschweißt und fertig. Nur die Drescher werden bei John aller 3 Jahre mit rund 5000 h (das sind gut 2500 Trommelstunden) getauscht. John‘s STS haben übrigens eine Reisausstattung, bei der wohl alles wesentlich robuster ausgeführt ist und mehr Edelstahl verbaut wurde.

Nur mal am Rande erwähnt, ich habe vor einer Stunde ein Farmmagazin durchgeblättert und bin auf die Gebrauchtmaschinenseiten gestoßen auf der ziemlich viele John Deere Traktoren waren. Ein durchschnittlicher 8520 (es waren über 10 Angebote) BJ2003-2004 (295hp) mit rund 5000 h kostet hier je nach Ausstattung 132.000$-155.000$ (106.000-124.000 EURO)



Heute hat sich übrigens ein Drescher auf der anderen Straßenseite mit seiner Schnecke im Baum verkeilt .... das kommt davon, dass die alle so geizig sind und sich keinen Klappmechanismus kaufen. Bei den üblichen Schneidwerkbreiten ist der ärger da natürlich vorprogrammiert.



Übrigens hat Pete, der uns gerade einmal 3h kannte, angeheuert ihn mit seinem Jeep zu Folgen und ihn zurück zum Campingplatz zu bringen, damit er seinen Caravan nachholen kann. Er ist jetzt schon eine Woche in Coonamble gewesen und hat keinen Job abbekommen. Schon Wahnsinn wie locker die Leute hier sind und einem Vertrauen entgegenbringen.

kleine Fielbin



EDIT 14.11.2012: frisch eingetroffen - das kaputte MacDon

Sonntag, 11. November 2012

Walgett und Aborigines

Wir sind nun in Walgett (New South Wales) angekommen und warten auf unseren nächsten Job, da wir ein wenig Regen hatten und das Getreide hier noch etwas grün ist. Doch da es hier bis zu 48°C warm wird, kann das nicht lange dauern. Wir haben also Zeit, die Header ein wenig zu reparieren... also haben wir erst einmal am 42 Fuß Honeybee die 640 Finger der Haspel gewechselt und ich habe mir einen netten Sonnenbrand im Nacken geholt. 

Walgett ist ein sog. "Black Town", so nennen die Aussies die Städte mit sehr vielen Aborigines. Die Kriminalität ist hier extrem hoch ... normalerweise schließen wir kein Auto ab und haben auch kein Problem mal ein Auto mit steckendem Schlüssel und herunter gelassenen Scheiben vor dem Supermarkt stehen zu lassen. Doch hier hat mir der Chef lieber ein 90 $ Zimmer in einem Hotel mit bewachtem Parkplatz bezahlt als das 30 $ Zimmer in der Stadt mit Parkplatz in der Innenstadt.

Was soll ich sagen.... unsere Pickup's haben jeweils Werkzeug für Rund 10.000$ an Bord - wenn das reicht.



Freitag, 9. November 2012

Essen im Veteranen Club

Heute waren wir alle Mann zusammen essen, um den Geburtstag von Chef John (70) und Darryl (65) nach zu feiern, im Kriegsveteranen Club essen. Es war Dresscode angesagt, kurz um ... ordentliche Klamotten. Wir fühlten uns als Deutsche schon ein ganz klein wenig unwohl in einem Kreigsveteranen Club essen zu gehen - zumal wir eine temporäre Mitgliedschaft erwerben mussten.
Doch als wir dort hin kamen, traute ich meinen Augen nicht. Das Ding sah aus wie ein Spielkasino. Pokertische, Pferde- und Hunderennen auf Fernsehern, eine Spielautomaten“ecke“, ein riesen Wettbüro, und Bingo. Statt Menükarten standen Halter mit 6 verschiedenen Wettscheinen auf jedem Tisch.... ach ja und es gab eine kleine Ecke mit Bildern und Orden der Kriegsveteranen ....

Schockiert fragte ich vorsichtig, ob das denn normal ist und ob das nicht etwas makaber ist, aus einer Gedenkstätte für Kriegsveteranen der Region einen Spielpalast zu machen, der ganz nebenbei gesagt, auf den Dresscode geschissen hat. Wir waren die einzigen die sowas wie richtige Schuhe und eine vollständige Hose anhatten. 

John erzählte uns, dass er sich für diesen Ort schämt, es sei wohl nicht überall so, aber die müssen sich halt irgendwie finanzieren. Wie auch immer ..... Schrecklich !!!


Mittwoch, 7. November 2012

Grenzgänge, Sommerzeit und abgefahrene Arme


Der Wechsel von einem Bundesstaat ist hier in Australien gar nicht so einfach wie man denkt. Will man z.B. mit einer Erntemaschine von Queensland nach New South Wales muss man zu einer staatlichen Inspektionsstelle um die Verschleppung von Ungräsern und Unkräutern zu vermeiden. Vor allem Parthenium aus Zentral Queensland steht ganz oben auf der Liste. Drescher aus dieser Region werden besonders unter die Lupe genommen - natürlich waren wir dort zum Dreschen ! 

Wir haben jeden Drescher ca. 10-14 h mit je 2 Mann gereinigt. Das Programm sah wie folgt aus: ausblasen, mit dem Schraubenzieher jedes Korn aus jeder ritze kratzen und die ganze Kiste waschen .... und das bei >30°C. By the way, der Weizen hier ist begrannt und kratzt wie Gerste.

Einer der Drescher musste auf dem Weg über die Grenze noch beim JD Händler zur Reparatur anhalten, da er, wie sich später heraus stellte, ein Problem mit dem Feuchtemessgerät hatte. Anyway, wir haben dem Werkstattmeister gesagt, dass wir über die Grenze müssen und der Drescher frisch gesäubert ist ..... 

Was passierte natürlich, die Intelligenzbestien wollten das neue Messgerät testen, waren aber zu Faul mit nem eimer voll hoch zum Messgerät zu laufen und sind stattdessen mit dem Schacht ohne Schneidwerk in einen Haufen Weizen gefahren, den ein überladener LKW am Straßenrand abgekippt hat. Natürlich war ich derjenige der dann im strömenden Regen den Drescher notdürftig ausgeblasen hat - mit ca. 500 Puls. Wie viel Dummheit passt eigentlich in so eine Hohlrübe ?

Glücklicherweise hatten wir eine fast Rentnerin, die auch nicht mehr so gut zu Fuß war als Inspektorin und sind mit einem völlig versauten Drescher durch die Kontrolle gekommen. 

Wir sind dann noch ein Stück gefahren und haben die Drescher in Moree abgestellt und dort übernachtet, da wir nur tagsüber fahren. Am nächsten Tag sollte es 6.00 Uhr weitergehen und ich habe mein Handy auf 5.30 gestellt. Mein Handy klingelte auch 5.30 Uhr, nur war es draußen noch dunkel ... worauf mir einfiel, dass wir in einer neuen Zeitzone sind. Queensland und New South Wales liegen nicht nebeneinander sonder übereinander und haben verschiedene Zeitzonen. Sie streiten sich schon seit Jahren was besser ist, eine Sommerzeit zu haben oder nicht. Anyway, Queensland weigert sich eine Zeitumstellung einzuführen :)

Ach ja, ehe ich es vergesse.... In Australien ist es bei Strafe verboten seinen Arm aus dem Fenster zu hängen, da schon so viele Unfälle passiert sind. KOMSICHES LAND !



Dienstag, 6. November 2012

Berry Bear und der Roadtrain

Heute bin ich nach meiner Schicht mit Berry, einem ca. 130 kg schweren, 60 Jahre alten, voll korrektem und super freundlichem Vollblut-Trucker zum Elevator, dem hiesigen Landhandel mitgefahren.

Berry benutzt so ziemlich in jedem Satz das Wort "fucking", was die Kommunikation recht amüsant macht. Es ist eine wahre Wonne ihm zu zuhören. Das einzige was Berry zur Weißglut bringt sind die "black cunts" (das übersetzte ich jetzt nicht), womit er die Ureinwohner Australiens meint die in den Städten und nicht in den Reservaten leben. Diese neigen wohl häufiger zu kriminellen Handlungen. Vielleicht kommt seine Einstellung daher, dass er ein liebender Familienvater ist und seine Tochter schon das ein oder andere Mal verfolgt, bzw. bedroht wurde.

Doch nun zum Wichtigen, seinem Truck: Kenneworth International, 14 l Hubraum, 550 PS, 16 Gängen, 36m Zuglänge, ca. 27,5 to Leergewicht, 85 to Zulässiger Gesamtmasse - ein Road Train.

Auf der Fahrt zum Elevator mit nur 90 km/h statt 100 km/h, da die Strasse nicht so gut ist, erzählt
mir beiläufig, wie man theoretisch Gesetzkonform einem Einheimischen eine Lektion erteilen kann - man stecke ihn in einen 40 Fuss Container, mit einem Kanister Wasser und lasse ihn nach 2 Tagen wieder raus.

Er erzählt weiterhin, dass er nur 3 Monate im Jahr arbeitet und den Rest nichts macht. Er bekommt
pro Tour (ca. 50 aktuell) 150 $, und kann je nach Lizenz 4-5 Touren am Tag fahren. Normalerweise kann man 12 h fahren, hat aber die Möglichkeit Lizenzen für 14 und 16h Lenkzeit zu erwerben. Seine Stundenaufzeichnung erfolgt übrigens handschriftlich ohne Geschwindigkeitserfassung.

Beim Elevator, der staatlichen GrainCorp, der demnächst verkauft werden soll (es gibt ein 10Billionen $ Gebot aus den Staaten) haben wir unser Getreide, geschmückt mit ner Menge "Black Oat's" (Schwarzhafer), auf riesige Haufen gekippt. Berry sagte, dass allein bei diesem Elevator derzeit 4 Haufen mit je 40.000 Tonnen liegen.

By the way, da die Roadtrains mehrere Mulden hinter ein ander haben, kippen die Mulden wie ein Klappmesser (siehe Foto)





Sonntag, 4. November 2012

Strohhalme haschen

Ich bin gerade auf der Farm Tulvan von Ean und seinem Vater Donn Meggregor. Sie bewirtschaften ne ganze menge Grünland mit 220 Schafen und 1200 acre Ackerland, von denen 100% mit Weizen bestellt sind. Sie fahren eine Strategie mit 4 Jahren Weizen und ein Jahr Sorghum als Dublecrop (also 2 Früchte in einem Jahr) in der Fruchtfolge. Es hat nicht viel geregnet und mit 50 kg Harnstoff kann auch nicht viel rauskommen - Ertrag liegt derzeit, nach den ersten 600 acre bei 800 kg/ha im Schnitt. Hinzu kommen extrem viele und tiefe washouts (Auswaschungen im Feld) bei denen man höllisch aufpassen muss, das man nicht das Schneidwerk im Dreck vergräbt wenn man die Strohhalm kurz überm Boden abschneidet, was nicht anders geht, da die Pflanzen sehr kurz sind.

Carmel sagte: A sheep farmer should stay a sheep farmer :)











Mittwoch, 31. Oktober 2012

Trauriges Schicksal


Da der Weizen auf der derzeitigen Farm noch grün ist, haben wir beschlossen Darryls Schwester zu besuchen, die nur 1,5 h entfernt auf einer Baumwollfarm lebt. Marilyn und Ean wohnen auf einer Wunderschönen Farm mit knapp 1000 ha Acker, wovon 800 acre (geteilt durch 2,47 zu ha) Baumwollflächen sind. Ean ist ein Vollblutfarmer, der nichts anderes zum Hobby hat als die Landwirtschaft. Er hat eine super ausgestattet Werkstatt, fast alle Maschinen sind in einem Top Zustand und stehen unter Dach, die gesamte Farm inklusive Wege und Wegrändern ist wie geleckt und in einem hervorragenden Zustand. Die Haupteinnahmequelle der Farm sind die Baumwollfelder, diese werden durch 2 angelegte Seen sog. “Ringtanks” mit 90 und 100 acre, also knapp 25 h Wasserfläche versorgt. In diese Seen passen rund 3000Million Liter Wasser. Um sie zu füllen werden währen der Flut, zwei an 26 inch große Rohleitungen angeschlossene John Deere Motoren mit je rund 250 PS (mit je 30.000 Liter Dieseltank) in Gang gebracht. Diese pumpen pro Stunde zwischen 35-45 Millionen Liter Wasser.  Für die 800 acre Baumwollen brauchen sie pro Jahr rund 4000 Mio. Liter Beregnungswasser, die alleine rund 37.000$ pro Jahr kosten. Sie ernten zwischen 5 und 6 Ballen pro acre (was wohl sehr viel sein muss) und bekommen pro Ballen, je nach Marktpreis, zwischen 500 und 1000$. Die sonstigen kosten pro ha belaufen sich nach eigenen Angaben auf rund 600$ (Dünger,PSM, Maschinen). Obwohl die beiden 2 Söhne haben, will keiner der Beiden die Farm übernehmen. Darryl erzählte mir hinterher, dass alle beide Minenarbeiter sind und jeweils rund 140.000$ Jahresgehalt bekommen, dafür aber nur im 2 Wochenrhytmus arbeiten (also 2 Wochen arbeiten, 2 Wochen frei). Die Farm wird wohl an Chinesen verkauft werden, die Wasserrechte allein sollen rund 3,7 Millionen wert sein und die gesamte Farm rund 12 Millionen. Ean erzählte mir, dass es vielen Cottonfarmern so geht und eine Chinesische Firma hier schon 550.000 Millionen Liter Wasserrechte mit entsprechenden Baumwollfeldern besitzt. Ehe ich es vergesse: die Baumwolle ist zur Hälfte genveränderte Baumwolle, die Round-up resistant ist. Die Kosten für die Lizenz zur Nutzung betragen 70$ pro acre !!!!

einer der beiden Ringtanks


Dienstag, 30. Oktober 2012

John Deere Händler - Chesterfield Goondiwindi

Heute sind wir zum John Deere Händler nach Goondiwindi gefahren. Man bekommt als Besucher eine Warnweste verpasst, anderenfalls darf man das Areal nicht betreten. 




Cotton Picker - das Ding ist über 5 m hoch


Chevi V8 - netter Dienstwagen


9560 RT (560PS) - und ein getarter Gator

Montag, 29. Oktober 2012

Keyless entry


Heute haben wir wieder einen Drescher versetzt, ich bin jetzt mit Darryl und seiner Frau Carmel unterwegs, während Holger bei John und Ann bleibt und die letzten Beregnungsanlagen vom Schotten Michael Matagged drischt. Da wir es nicht im einem Zuge geschafft haben, machten wir Rast in Meandarra wo ich in im “Royal Hotel” einem Pub mit Übernachtungsmöglichkeiten untergebracht wurde. Die Nacht dort kostete 40$, was ziemlich günstig ist, wenn ich an den Container in Moura für 109$ pro Nacht denke. Nach dem essen, 2-3 Bier und einem Glas von Carmel‘s selbst destilierten Whisky, begab ich mich zum Hotel. Am Eingang kam mir ein verbrannter Geruch entgegen, wahrscheinlich saßen deshalb 2 ältere Leute mit einer Pizzaschachtel am Tresen, statt etwas aus der Küche zu essen :D. Ich meldete mich an und dachte ich bekäme meinen Schlüssel, doch der Wirt sagte nur: Zimmer 7. Also bin ich hoch in mein Zimmer -ohne Schlüssel. Doch warum sollte mich das beunruhigen, ich war zu diesem Zeitpunkt (11 Uhr Abends) anscheinend der einzige Übernachtungsgast, denn alle anderen Zimmer standen sperr Angel weit auf. Ich bin dann nach einer Dusche noch mal runter zur Bar um nach  WLAN zu fragen (ich hatte eines auf dem Telefon gefunden). Anstatt mir zu sagen, dass es nicht frei verfügbar ist, hat die Frau vom Wirt mir erzählt, dass ihr Mann alles elektronische zu Schrott bringt, sie nicht weiß auf welchen Internetseiten er surft und sie deshalb ein neues gesperrtes Internetsystem gekauft hat. Als der Mann dazu kam und anfing zu wettern, dachte ich die hauen sich gleich – da soll doch mal einer sagen man erlebt nix ! :-D

Freitag, 26. Oktober 2012

Trucky Channel No. 40


Heute morgen sind wir um 4 Uhr aufgebrochen um in der 2. Schicht, die Header weiter nach Süden zu bringen. Klingt nicht spannend, doch ein Sonnenaufgang mit einer durch ein Buschfeuer lila gefärbten Skyline hat das frühe Aufstehen schon entschuldigt. Ich fahre das Eskortfahrzeug, welches vorausfährt um entgegenkommende Fahrzeuge vor der Überbreite des Headers (4m) zu warnen und die Strecke abzuchecken. Zum warnen der Fahrzeuge, vornehmlich Trucks und Caravans, sind die Fahrzeuge mit einem Kurzstreckenfunkgerät, genannt UHV oder two-way, ausgestattet. Es hat mich wirklich fasziniert, wie viel einfacher und entspannt das Fahren durch die Benutzung wird. Trucks und größere Autos ,die von hinten kommen, fragen ob sie überholen können und wünschen einem noch einen schönen Tag., anstatt riskante Manöver zu wagen. Entgegenkommende Fahrzeuge wurden von mir vorgewarnt, und haben genügend Zeit zu bremsen bzw. sich eine geeignete Ausweichposition zu suchen. Jeder 2. hat sich bedankt und mir eine gute Fahrt gewünscht – mein Fazit: TOP ! So etwas sollte es in Deutschland auch geben - das Risiko eines Unfalls ist nahezu null.



Vor allem auf solchen Straßen auf denen gerade mal 3m asphaltiert wurden und einem  Trucks mit bis zu 36m Länge, 106to Gewicht und über 100 km/h entgegenkommen können, ist der Truckychannel ein wahrer Segen.


Steinschläge
deshalb der Steinschlagschutz (1 Scheibe = 5000$)



Freitag, 12. Oktober 2012

Road kill's


Heute war der Tag unseres ersten eigenen Ausfluges mit dem Nissan Patrol von Moura nach Theodor und zurück. Wir besichtigten den Kohlentagebau, welcher aufgrund immensen Steinvorkommens vollkommen anders ist als ich ihn von zuhause kenne, den Dawson River, aus dem viel Wasser für die Bewässerung entnommen wird, ein paar Pivolets mit Luzerne und Getreide und ein paar Cottonfarmen. Was uns schnell auffiel: aller 10km sieht man ein totes Tier auf der Straße liegen (vorwiegend Kängurus aber auch Wildschweine, Dingos und Füxe). Die Farmer erzählten uns, dass diese Tiere hier eine Plage sind. Vor allem die Importierten Wildschweine und Füxe haben kaum natürliche Feinde und vermehren sich wie die Kaninchen. Normalerweise wurden die Wildschweine geschossen und über die sogenannte “Pig-Box” nach Russland und Deutschland exportiert. Da die Nachfrage aber mehr als gesättigt ist werden die Tiere nur noch geschossen und liegen gelassen. Normalerweise bekamen die Jäger, rund 1$ pro kg Wildschweinfleisch. Dafür mussten sie die Tiere aber “taggen”, also markieren und den Abschuss offiziell angeben. Da das Fleisch aber  keiner mehr haben will, werden die Tiere nicht mehr markiert sondern nur noch geschossen und liegen gelassen. Ann’s Sohn macht sein Geld damit Wildschweine mit einer Automatikwaffe aus dem Helikopter zu schiessen. Sie erzählte mir, dass er an einem Tag schon mal 300 Stück gestreckt hat. Den Schaden der Wildschweine habe ich selbst auf einigen Feldern gesehen – er ist immens. 








Mittwoch, 10. Oktober 2012

Der Weißbrot-alptraum beginnt


Nach dem wir geschlafen haben ging es mit dem alltäglichen 7 Uhr Frühstück los – Weißbrot mit Bolognese oder Bratwürsten mit Soße. Als Lunch bekommen wir je 3 Weißbrotsandwiches mit dick Rindfleisch und Senf in einer Lunchbox. Wir fahren mit John zu den Headern und bekommen eine Einweisung – aber nicht im Fahren sondern im sauber machen …. 9 Uhr, 30 Grad, und einen Schwarm Fliegen um den Kopf herum, die nicht wie in Deutschland nur um einen rumfliegen sondern permanent ins Gesicht fliegen und in Nase, Mund, Ohren und Augen wollen. Wir haben 1h den Dreck von rechts nach links geblasen und jeden Winkel sprichwörtlich mit der Zahnbürste geschrubbt. Holger fiel auf, dass 2 Keilriemen völlig im Eimer waren, die wir dann auch gleich noch wechselten. John sagte uns, dass die Drescher jeden Tag ausgeblasen werden um die Gefahr vom Abfackeln zu mindern. An diesem Tag droschen wir Chickpeas (Kichererbsen) und Weizen,bis am Abend der Thunderstorm begann, der uns 4 Tage außer Gefecht setzte. Am Abend gab es dann, wie jeden Tag, ein warmes Diner und ein paar Bier. Nachts kam es mir so vor, als ob der Wohnwagen, den wir uns mit Kevin, einem anderen Fahrer teilen, gleich umkippt – aber auch so hat der ganze Wagen gewackelt, wenn sich einer von uns 3en bewegte.
Die nächsten 3 Tage verbrachten wir damit, Früh und Mittag Weißbrot zu essen und die Zeit abzusitzen. Am Rande erwähnt, bin ich sehr froh, dass ich überredet wurde, mir einen Pullover mit zu nehmen – es waren nämlich nur rund 15 grad, gepaart mit Naß-kaltem Wind. 


Chickpeas (Kichererbsen)



Unser Domizil für die ersten Wochen











Dienstag, 9. Oktober 2012

Reisespaß pur




Um dem Jetlag von 8 Stunden entgegenzuwirken haben wir die letzten Tag vor dem Abflug verlängert in dem wir zeitig aufgestanden sind und nur ein paar Stunden geschlafen haben. Um 11.20 ging's mit dem Flieger von Frankfurt zunächst nach Taipei (Taiwan). Geflogen sind wir mit dem billigsten One-Way Flug, der zu bekommen war – China Airlines (don’t worry es war ein Airbus), von Frankfurt nach Brisbane in 29,5 h für rund 850€. Natürlich haben wir, pfiffig wir wir sind, uns schon mal im Voraus die Plätze am Notausgang mit ordentlich Beinfreiheit und netten Pissoir-Ambiente organisiert. Zum Flug gibt es nichts besonderes zu sagen – essbare Nahrung, eine 90:10 Mischung Whisky Cola und ein langer Schlaf. Die Perfekte Kombination also um nach 12,5h Flug und der Ankunft 6.30 Uhr Morgens (Ortszeit) Taipei unsicher zu machen.







Doch zunächst erst einmal mit dem kostenlosen Shuttlebus in das im Preis inbegriffene Chinesische 5 Sterne “Novotel” einchecken. Im Hotel angekommen erkundigten wir uns nach Stadtführungen und sind prompt auf eine KOSTENLOSE Stadtführung gestoßen, die jedoch schon 30 min nach unserer Ankunft starten sollte. Also nix mit dem heiß ersehnten 5 Sterne Frühstück und der Dusche. Die Tour, die wir mit einer Truppe junger Backpacker vom Flughafen aus begannen. Der Bus, nagelneu und ausgestattet mit einem riesigen Subwoofer in der Mitte (wofür auch immer), einem Haufen blinkender Lämpchen und ausgekleidet mit einem eigenwilligem Holzfurnier Imitat aus Plastik. Unser Tourguide erklärte uns schon in den ersten 5 Minuten, dass diese Tour vom Staat bezahlt ist um den Touristen das Land und die Kultur näher zu bringen. Dementsprechend war natürlich alles auf die Vorzüge ausgerichtet – kurz um: ES IST ALLES GOLD WAS GLÄNZT. Ach ja, der 2. Satz lautete: „Wir hier in Taiwan sehen uns selbst als Chinesen und dem chinesischen Staat zugehörig“. :DDD Auf dem Programm standen ein Tempel, ein Museum und eine berühmte alte Straße. Während der Tour hatte man das Gefühl, dass der Tourguide, in alter Manier, versucht hat noch eine schnelle Mark in die eigene Tasche zu bekommen. Er schliff uns in der “alten berühmten Straße” von einem prunkvollen Souvenir/Porzellanladen zum anderen (wahrscheinlich bekommt er dafür was von den Inhabern), wollte aber an den Straßenverkäufern nicht anhalten. Da wir ja aber nicht aus Dummsdorf sind, haben wir uns nach dem ersten Souvenirladen aus dem Staub gemacht und erstmal Bier gekauft.






Kaum hatten wir die kalte Plörre runtergewürgt, ging es auch schon zurück … gut das wir nicht mehr gekauft haben. Im Bus haben wir ein wenig mit den Backpackern geplaudert und raus bekommen, dass alle nach Neuseeland wollen – also unsere 29,5 h Flug plus 6h …. und keiner von denen kam auf die Idee, dass es ein Hotelzimmer für 12 h kostenlos zum Flug gibt ... arme Schweine, man hätte nur mal fragen müssen.


Zurück im „5 Sterne Hotel“ erforschten wir die neumodische Zimmerausstattung und fanden ein Magicwindow (eine Milchglasscheibe die durch betätigen eines Schalters durchsichtig wird) zwischen Dusche und Wohnzimmer – wofür das auch immer sinnvoll ist. Sinnvoll war jedoch nicht, dass beim Duschen das Wasser unter dem Magicwindow in das Wohnzimmer floss und es auf dem Klo statt einer Bürste zum reinigen nu rein Telefon gab – sollte ich den Spaß wagen und die Putzfrau zum saubermachen anrufen ??? Geduscht und Frisch sind wir mit dem Bus ins Stadtzentrum, wir besichtigten den Taipei 101, den 2. größten Turm der Welt. In ihm befanden sich eine enorme Anzahl unbezahlbarer Klamottenläden und der schnellste Aufzug der Welt ( >1000m/min)

Zusammengefasste Eindrücke: SMOG ! , überall Solarthermieanlagen auf den Dächern, 3- stöckige Autobahnen, offene Schweinetransporter bei 30Grad, alle Autos mit Schrammen. 






Nach dem Auschecken im Hotel, in dem wir effektiv nur 1 h waren (es gab übrigens auch eine iPhone Ladestation auf dem Zimmer), trafen wir im Flughafen auf die Backpacker, die nach der Stadttour weitere 13 h im Flughafen rumgesessen haben, anstatt einen kleinen Stop-over mit uns zu machen. Einer schenkte mir noch 500$ (Kurs 1:38) – ein nettes Abendessen. Im Flieger konnte wir, ausgepowert von unseren Touren, prima pennen und landeten 10,5 h später in Brisbane, den Anschlussflug nach Rockhampton hätten wir dank einer netten Servicedame, die uns, da sie nicht richtig auf die Tickets geschaut hat, zum international Terminal statt zum domestic Terminal geschickt hat, fast verpasst. Gut, dass ich von meiner Familie ein paar Dollar vor dem Abflug geschenkt bekommen habe. Anderenfalls hätten wir das Taxi nicht bezahlen können. 




In Rockhampton holte uns John (unser Boss), der bald 70 wird, ab. Nach 2h Schuhsuche, haben wir dann unsere Arbeitsschuhe bekommen 119$ each … ein Schnäppchen. Noch ein 5$ Wasser an der Tanke gekauft und ab ging die wilde Fahrt ins Niemandsland nach Moura. Moura ist eine Arbeiterstadt die zum Großteil aus einer Containersiedlung besteht, in deren Inneren wir auf einem Caravanparkplatz in einem, wer hätte es anders gedacht, Wohnwagen schlafen. Schnell fanden wir heraus, dass die Aussies hier das Wort “bloody” genau so oft und anscheinend mit der selben Bedeutung benutzen, wie die Amis ihr “fucking”.