Mittwoch, 31. Oktober 2012

Trauriges Schicksal


Da der Weizen auf der derzeitigen Farm noch grün ist, haben wir beschlossen Darryls Schwester zu besuchen, die nur 1,5 h entfernt auf einer Baumwollfarm lebt. Marilyn und Ean wohnen auf einer Wunderschönen Farm mit knapp 1000 ha Acker, wovon 800 acre (geteilt durch 2,47 zu ha) Baumwollflächen sind. Ean ist ein Vollblutfarmer, der nichts anderes zum Hobby hat als die Landwirtschaft. Er hat eine super ausgestattet Werkstatt, fast alle Maschinen sind in einem Top Zustand und stehen unter Dach, die gesamte Farm inklusive Wege und Wegrändern ist wie geleckt und in einem hervorragenden Zustand. Die Haupteinnahmequelle der Farm sind die Baumwollfelder, diese werden durch 2 angelegte Seen sog. “Ringtanks” mit 90 und 100 acre, also knapp 25 h Wasserfläche versorgt. In diese Seen passen rund 3000Million Liter Wasser. Um sie zu füllen werden währen der Flut, zwei an 26 inch große Rohleitungen angeschlossene John Deere Motoren mit je rund 250 PS (mit je 30.000 Liter Dieseltank) in Gang gebracht. Diese pumpen pro Stunde zwischen 35-45 Millionen Liter Wasser.  Für die 800 acre Baumwollen brauchen sie pro Jahr rund 4000 Mio. Liter Beregnungswasser, die alleine rund 37.000$ pro Jahr kosten. Sie ernten zwischen 5 und 6 Ballen pro acre (was wohl sehr viel sein muss) und bekommen pro Ballen, je nach Marktpreis, zwischen 500 und 1000$. Die sonstigen kosten pro ha belaufen sich nach eigenen Angaben auf rund 600$ (Dünger,PSM, Maschinen). Obwohl die beiden 2 Söhne haben, will keiner der Beiden die Farm übernehmen. Darryl erzählte mir hinterher, dass alle beide Minenarbeiter sind und jeweils rund 140.000$ Jahresgehalt bekommen, dafür aber nur im 2 Wochenrhytmus arbeiten (also 2 Wochen arbeiten, 2 Wochen frei). Die Farm wird wohl an Chinesen verkauft werden, die Wasserrechte allein sollen rund 3,7 Millionen wert sein und die gesamte Farm rund 12 Millionen. Ean erzählte mir, dass es vielen Cottonfarmern so geht und eine Chinesische Firma hier schon 550.000 Millionen Liter Wasserrechte mit entsprechenden Baumwollfeldern besitzt. Ehe ich es vergesse: die Baumwolle ist zur Hälfte genveränderte Baumwolle, die Round-up resistant ist. Die Kosten für die Lizenz zur Nutzung betragen 70$ pro acre !!!!

einer der beiden Ringtanks


Dienstag, 30. Oktober 2012

John Deere Händler - Chesterfield Goondiwindi

Heute sind wir zum John Deere Händler nach Goondiwindi gefahren. Man bekommt als Besucher eine Warnweste verpasst, anderenfalls darf man das Areal nicht betreten. 




Cotton Picker - das Ding ist über 5 m hoch


Chevi V8 - netter Dienstwagen


9560 RT (560PS) - und ein getarter Gator

Montag, 29. Oktober 2012

Keyless entry


Heute haben wir wieder einen Drescher versetzt, ich bin jetzt mit Darryl und seiner Frau Carmel unterwegs, während Holger bei John und Ann bleibt und die letzten Beregnungsanlagen vom Schotten Michael Matagged drischt. Da wir es nicht im einem Zuge geschafft haben, machten wir Rast in Meandarra wo ich in im “Royal Hotel” einem Pub mit Übernachtungsmöglichkeiten untergebracht wurde. Die Nacht dort kostete 40$, was ziemlich günstig ist, wenn ich an den Container in Moura für 109$ pro Nacht denke. Nach dem essen, 2-3 Bier und einem Glas von Carmel‘s selbst destilierten Whisky, begab ich mich zum Hotel. Am Eingang kam mir ein verbrannter Geruch entgegen, wahrscheinlich saßen deshalb 2 ältere Leute mit einer Pizzaschachtel am Tresen, statt etwas aus der Küche zu essen :D. Ich meldete mich an und dachte ich bekäme meinen Schlüssel, doch der Wirt sagte nur: Zimmer 7. Also bin ich hoch in mein Zimmer -ohne Schlüssel. Doch warum sollte mich das beunruhigen, ich war zu diesem Zeitpunkt (11 Uhr Abends) anscheinend der einzige Übernachtungsgast, denn alle anderen Zimmer standen sperr Angel weit auf. Ich bin dann nach einer Dusche noch mal runter zur Bar um nach  WLAN zu fragen (ich hatte eines auf dem Telefon gefunden). Anstatt mir zu sagen, dass es nicht frei verfügbar ist, hat die Frau vom Wirt mir erzählt, dass ihr Mann alles elektronische zu Schrott bringt, sie nicht weiß auf welchen Internetseiten er surft und sie deshalb ein neues gesperrtes Internetsystem gekauft hat. Als der Mann dazu kam und anfing zu wettern, dachte ich die hauen sich gleich – da soll doch mal einer sagen man erlebt nix ! :-D

Freitag, 26. Oktober 2012

Trucky Channel No. 40


Heute morgen sind wir um 4 Uhr aufgebrochen um in der 2. Schicht, die Header weiter nach Süden zu bringen. Klingt nicht spannend, doch ein Sonnenaufgang mit einer durch ein Buschfeuer lila gefärbten Skyline hat das frühe Aufstehen schon entschuldigt. Ich fahre das Eskortfahrzeug, welches vorausfährt um entgegenkommende Fahrzeuge vor der Überbreite des Headers (4m) zu warnen und die Strecke abzuchecken. Zum warnen der Fahrzeuge, vornehmlich Trucks und Caravans, sind die Fahrzeuge mit einem Kurzstreckenfunkgerät, genannt UHV oder two-way, ausgestattet. Es hat mich wirklich fasziniert, wie viel einfacher und entspannt das Fahren durch die Benutzung wird. Trucks und größere Autos ,die von hinten kommen, fragen ob sie überholen können und wünschen einem noch einen schönen Tag., anstatt riskante Manöver zu wagen. Entgegenkommende Fahrzeuge wurden von mir vorgewarnt, und haben genügend Zeit zu bremsen bzw. sich eine geeignete Ausweichposition zu suchen. Jeder 2. hat sich bedankt und mir eine gute Fahrt gewünscht – mein Fazit: TOP ! So etwas sollte es in Deutschland auch geben - das Risiko eines Unfalls ist nahezu null.



Vor allem auf solchen Straßen auf denen gerade mal 3m asphaltiert wurden und einem  Trucks mit bis zu 36m Länge, 106to Gewicht und über 100 km/h entgegenkommen können, ist der Truckychannel ein wahrer Segen.


Steinschläge
deshalb der Steinschlagschutz (1 Scheibe = 5000$)



Freitag, 12. Oktober 2012

Road kill's


Heute war der Tag unseres ersten eigenen Ausfluges mit dem Nissan Patrol von Moura nach Theodor und zurück. Wir besichtigten den Kohlentagebau, welcher aufgrund immensen Steinvorkommens vollkommen anders ist als ich ihn von zuhause kenne, den Dawson River, aus dem viel Wasser für die Bewässerung entnommen wird, ein paar Pivolets mit Luzerne und Getreide und ein paar Cottonfarmen. Was uns schnell auffiel: aller 10km sieht man ein totes Tier auf der Straße liegen (vorwiegend Kängurus aber auch Wildschweine, Dingos und Füxe). Die Farmer erzählten uns, dass diese Tiere hier eine Plage sind. Vor allem die Importierten Wildschweine und Füxe haben kaum natürliche Feinde und vermehren sich wie die Kaninchen. Normalerweise wurden die Wildschweine geschossen und über die sogenannte “Pig-Box” nach Russland und Deutschland exportiert. Da die Nachfrage aber mehr als gesättigt ist werden die Tiere nur noch geschossen und liegen gelassen. Normalerweise bekamen die Jäger, rund 1$ pro kg Wildschweinfleisch. Dafür mussten sie die Tiere aber “taggen”, also markieren und den Abschuss offiziell angeben. Da das Fleisch aber  keiner mehr haben will, werden die Tiere nicht mehr markiert sondern nur noch geschossen und liegen gelassen. Ann’s Sohn macht sein Geld damit Wildschweine mit einer Automatikwaffe aus dem Helikopter zu schiessen. Sie erzählte mir, dass er an einem Tag schon mal 300 Stück gestreckt hat. Den Schaden der Wildschweine habe ich selbst auf einigen Feldern gesehen – er ist immens. 








Mittwoch, 10. Oktober 2012

Der Weißbrot-alptraum beginnt


Nach dem wir geschlafen haben ging es mit dem alltäglichen 7 Uhr Frühstück los – Weißbrot mit Bolognese oder Bratwürsten mit Soße. Als Lunch bekommen wir je 3 Weißbrotsandwiches mit dick Rindfleisch und Senf in einer Lunchbox. Wir fahren mit John zu den Headern und bekommen eine Einweisung – aber nicht im Fahren sondern im sauber machen …. 9 Uhr, 30 Grad, und einen Schwarm Fliegen um den Kopf herum, die nicht wie in Deutschland nur um einen rumfliegen sondern permanent ins Gesicht fliegen und in Nase, Mund, Ohren und Augen wollen. Wir haben 1h den Dreck von rechts nach links geblasen und jeden Winkel sprichwörtlich mit der Zahnbürste geschrubbt. Holger fiel auf, dass 2 Keilriemen völlig im Eimer waren, die wir dann auch gleich noch wechselten. John sagte uns, dass die Drescher jeden Tag ausgeblasen werden um die Gefahr vom Abfackeln zu mindern. An diesem Tag droschen wir Chickpeas (Kichererbsen) und Weizen,bis am Abend der Thunderstorm begann, der uns 4 Tage außer Gefecht setzte. Am Abend gab es dann, wie jeden Tag, ein warmes Diner und ein paar Bier. Nachts kam es mir so vor, als ob der Wohnwagen, den wir uns mit Kevin, einem anderen Fahrer teilen, gleich umkippt – aber auch so hat der ganze Wagen gewackelt, wenn sich einer von uns 3en bewegte.
Die nächsten 3 Tage verbrachten wir damit, Früh und Mittag Weißbrot zu essen und die Zeit abzusitzen. Am Rande erwähnt, bin ich sehr froh, dass ich überredet wurde, mir einen Pullover mit zu nehmen – es waren nämlich nur rund 15 grad, gepaart mit Naß-kaltem Wind. 


Chickpeas (Kichererbsen)



Unser Domizil für die ersten Wochen











Dienstag, 9. Oktober 2012

Reisespaß pur




Um dem Jetlag von 8 Stunden entgegenzuwirken haben wir die letzten Tag vor dem Abflug verlängert in dem wir zeitig aufgestanden sind und nur ein paar Stunden geschlafen haben. Um 11.20 ging's mit dem Flieger von Frankfurt zunächst nach Taipei (Taiwan). Geflogen sind wir mit dem billigsten One-Way Flug, der zu bekommen war – China Airlines (don’t worry es war ein Airbus), von Frankfurt nach Brisbane in 29,5 h für rund 850€. Natürlich haben wir, pfiffig wir wir sind, uns schon mal im Voraus die Plätze am Notausgang mit ordentlich Beinfreiheit und netten Pissoir-Ambiente organisiert. Zum Flug gibt es nichts besonderes zu sagen – essbare Nahrung, eine 90:10 Mischung Whisky Cola und ein langer Schlaf. Die Perfekte Kombination also um nach 12,5h Flug und der Ankunft 6.30 Uhr Morgens (Ortszeit) Taipei unsicher zu machen.







Doch zunächst erst einmal mit dem kostenlosen Shuttlebus in das im Preis inbegriffene Chinesische 5 Sterne “Novotel” einchecken. Im Hotel angekommen erkundigten wir uns nach Stadtführungen und sind prompt auf eine KOSTENLOSE Stadtführung gestoßen, die jedoch schon 30 min nach unserer Ankunft starten sollte. Also nix mit dem heiß ersehnten 5 Sterne Frühstück und der Dusche. Die Tour, die wir mit einer Truppe junger Backpacker vom Flughafen aus begannen. Der Bus, nagelneu und ausgestattet mit einem riesigen Subwoofer in der Mitte (wofür auch immer), einem Haufen blinkender Lämpchen und ausgekleidet mit einem eigenwilligem Holzfurnier Imitat aus Plastik. Unser Tourguide erklärte uns schon in den ersten 5 Minuten, dass diese Tour vom Staat bezahlt ist um den Touristen das Land und die Kultur näher zu bringen. Dementsprechend war natürlich alles auf die Vorzüge ausgerichtet – kurz um: ES IST ALLES GOLD WAS GLÄNZT. Ach ja, der 2. Satz lautete: „Wir hier in Taiwan sehen uns selbst als Chinesen und dem chinesischen Staat zugehörig“. :DDD Auf dem Programm standen ein Tempel, ein Museum und eine berühmte alte Straße. Während der Tour hatte man das Gefühl, dass der Tourguide, in alter Manier, versucht hat noch eine schnelle Mark in die eigene Tasche zu bekommen. Er schliff uns in der “alten berühmten Straße” von einem prunkvollen Souvenir/Porzellanladen zum anderen (wahrscheinlich bekommt er dafür was von den Inhabern), wollte aber an den Straßenverkäufern nicht anhalten. Da wir ja aber nicht aus Dummsdorf sind, haben wir uns nach dem ersten Souvenirladen aus dem Staub gemacht und erstmal Bier gekauft.






Kaum hatten wir die kalte Plörre runtergewürgt, ging es auch schon zurück … gut das wir nicht mehr gekauft haben. Im Bus haben wir ein wenig mit den Backpackern geplaudert und raus bekommen, dass alle nach Neuseeland wollen – also unsere 29,5 h Flug plus 6h …. und keiner von denen kam auf die Idee, dass es ein Hotelzimmer für 12 h kostenlos zum Flug gibt ... arme Schweine, man hätte nur mal fragen müssen.


Zurück im „5 Sterne Hotel“ erforschten wir die neumodische Zimmerausstattung und fanden ein Magicwindow (eine Milchglasscheibe die durch betätigen eines Schalters durchsichtig wird) zwischen Dusche und Wohnzimmer – wofür das auch immer sinnvoll ist. Sinnvoll war jedoch nicht, dass beim Duschen das Wasser unter dem Magicwindow in das Wohnzimmer floss und es auf dem Klo statt einer Bürste zum reinigen nu rein Telefon gab – sollte ich den Spaß wagen und die Putzfrau zum saubermachen anrufen ??? Geduscht und Frisch sind wir mit dem Bus ins Stadtzentrum, wir besichtigten den Taipei 101, den 2. größten Turm der Welt. In ihm befanden sich eine enorme Anzahl unbezahlbarer Klamottenläden und der schnellste Aufzug der Welt ( >1000m/min)

Zusammengefasste Eindrücke: SMOG ! , überall Solarthermieanlagen auf den Dächern, 3- stöckige Autobahnen, offene Schweinetransporter bei 30Grad, alle Autos mit Schrammen. 






Nach dem Auschecken im Hotel, in dem wir effektiv nur 1 h waren (es gab übrigens auch eine iPhone Ladestation auf dem Zimmer), trafen wir im Flughafen auf die Backpacker, die nach der Stadttour weitere 13 h im Flughafen rumgesessen haben, anstatt einen kleinen Stop-over mit uns zu machen. Einer schenkte mir noch 500$ (Kurs 1:38) – ein nettes Abendessen. Im Flieger konnte wir, ausgepowert von unseren Touren, prima pennen und landeten 10,5 h später in Brisbane, den Anschlussflug nach Rockhampton hätten wir dank einer netten Servicedame, die uns, da sie nicht richtig auf die Tickets geschaut hat, zum international Terminal statt zum domestic Terminal geschickt hat, fast verpasst. Gut, dass ich von meiner Familie ein paar Dollar vor dem Abflug geschenkt bekommen habe. Anderenfalls hätten wir das Taxi nicht bezahlen können. 




In Rockhampton holte uns John (unser Boss), der bald 70 wird, ab. Nach 2h Schuhsuche, haben wir dann unsere Arbeitsschuhe bekommen 119$ each … ein Schnäppchen. Noch ein 5$ Wasser an der Tanke gekauft und ab ging die wilde Fahrt ins Niemandsland nach Moura. Moura ist eine Arbeiterstadt die zum Großteil aus einer Containersiedlung besteht, in deren Inneren wir auf einem Caravanparkplatz in einem, wer hätte es anders gedacht, Wohnwagen schlafen. Schnell fanden wir heraus, dass die Aussies hier das Wort “bloody” genau so oft und anscheinend mit der selben Bedeutung benutzen, wie die Amis ihr “fucking”.